Wenn ich an meiner Kindheit zurückdenke (und dies war vor langer Zeit), kam es manchmal vor, dass ich von meiner Mama oder Oma lautes Geschrei, Ohr- oder «Po-Feige» bekam. Zwei Frauen prägten meine Kindheit: meine alleinstehende Mama und Oma. Der Umgang mit Kindern und Erwachsenen wird grösstenteils auch dadurch beeinflusst, was wir als Kind erlebt haben: die Grossmama gehörte zu einer Generation, wo das Prügeln von Kindern nicht wegzudenken war. Ihr Vater damals, als Autoritätsperson sagte nur ein, höchstens zweimal wie der Hase läuft und wenn die anderen dies nicht befolgten, griff er zu härteren Massnahmen (Hand, Stock, Gurt).
Meine Grossmama hat sich immer um die Familie gekümmert – auf ihre Weise: Essen pünktlich auf dem Tisch, ein wenig mit den Kindern spielen aber alles musste so getan werden, wie sie sagte. Meine Mama, die ihre Jugend in der 60-70-er erlebte, hatte teilweise eine andere Denkweise: sie spielte mehr mit den Kindern, fragte, was sie möchten – aber ab und zu verlier sie ihre Geduld und klatschte auf dem Po. Was ich damit sagen will ist Folgendes:
Die Erziehung, unsere Erlebnisse in der Kindheit und die späteren sozialen Einflüsse bestimmen sehr, wie wir mit unseren Sprösslingen umgehen.
In der Kindheit nehmen die Eltern die Rolle der »sozialen Türsteher« ein: Sie errichten das Leben des Kindes so, dass es bestimmte soziale Erfahrungen machen kann (siehe mein Buch).
Normalerweise geben die Eltern bedingungslose Liebe: es bedeutet aber nicht, dass sie nicht das Geduld verlieren oder ängstlich-besorgt-wütend reagieren dürfen. Wir sind Menschen und wenn uns etwas auf «der Palme bringt», unsere erste Reaktion geschieht immer aufs Gefühlsebene. Diese Tatsache hat auch seine biologische Grundlage: der Mandelkern bewertet emotionale Gefahren (Angst, Befürchtung, Sorge), die damals der Urmensch vor Feuer und Raubtieren bewahrten. Der Präfrontale Cortex, der für das rationale Denken verantwortlich ist, hat sich später entwickelt:
« Es besteht somit ein Spannungsbogen zwischen emotionalen Impulsen, die von der Amygdala ausgelöst werden, und rationalen Überlegungen, die im präfrontalen Cortex erfolgen. Bei einem Problem übernimmt jedoch der instinktive Handlungsreflex schnell das Kommando» (Doppelpunkt: Die entscheidende Wahl: Impulsiv oder überlegt)
Kurz gesagt: unsere erste Reaktion ist Instinktiv, mit all unseren Lebenserfahrungen beinhaltend.
Wie kann man die Amygdala beruhigen und mit Stress umgehen?
Die Bewältigung von Stressoren und durch sie hervorgerufene Spannungserlebnisse ist ein Teil des Konzepts von Salutogenese: sie beschäftigt sich mit der Frage nach der Entstehung von Gesundheit und den dahinterliegenden Prozessen (siehe: Salutogenese)
Verstehbarkeit: die Situation, die «Warum»-s zu verstehen. Die Erklärbarkeit einer Situation trägt dazu bei, dass wir «im Chaos» besser zurechtkommen und nicht «blind» reagieren.
Gefühl von Bewältigbarkeit – Handhabbarkeit: vermittelt das Gefühl, dass wir nicht ausgeliefert in einer Situation sind, sondern wir sind in der Lage zu handeln, reagieren (z.B. durch eigene (Erfahrungen, Wissen) oder fremde Ressourcen – Hilfsquellen: Partner, Freunden, Bücher, Foren).
Gefühl von Sinn: jede Situation hat einen Sinn, auch wenn wir sie nicht sofort erkennen. Die Sinnhaftigkeit zu sehen fördert die Hingabe die aktuelle Situation / Aufgaben zu bewältigen.
Körperkontakt herzustellen hilft die Amygdala zu beruhigen: das Hormon Oxytocin wird freigesetzt. Umarmungen oder auf die Schulter zu klopfen, Handhalten sind gute Bewältigungsmechanismen 😊
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