Zu unserem menschlichen Wesen gehört, dass wir eine soziale Umgebung brauchen. Natürlich können wir uns entscheiden allein zu leben aber der Preis dafür ist hoch. Die Einsamkeit vermittelt uns Sicherheitsgefühle, eine Art Isolierung von den anderen indem die Aussenwelt auch als etwas Bedrohliches angesehen werden kann.
In jeder zwischenmenschlichen Beziehung sind wir auf der Hut und darauf bedacht, Grenzen zu verteidigen um uns vor Bedrohungen und Gefahren zu schützen. Aus unseren Erfahrungen ob gut oder schlecht, konstruieren wir subjektive Gefahren, Bedrohungen und sind voreingenommen.
Die Folge ist, dass wir uns gegen Windmühlen wehren und dagegen ankämpfen. Wäre es da nicht besser, kurz inne zu halten und sich selber zu reflektieren? Wir sollten in dieser Situation, die Perspektive des Zuschauers im Theater einnehmen, der sich das geschehen auf der Bühne anschaut.
Wie funktioniert das Gehirn?
Die Tatsache, dass wir uns seit Jahrtausenden schützen müssen, ist, bis ein gewisser Grad, verständlich und tief in unserem Stammhirn verwurzelt. Emotionen werden im limbischen System generiert, das nicht dem Bewusstsein untersteht. Erst das Hinzuschalten der Hirnrinde macht Gefühle bewusst. Ob Angst, Freude oder Hass empfunden wird, hängt davon ab, welche Bereiche des Cortex aktiv sind (mehr dazu: Das Gehirn)
Früher liefen wir vor dem Tiger weg. Heute sind die Ängste anders gelagert, aber nicht weniger geworden: am Arbeitsplatz oder in den gesellschaftlichen Beziehungen. Sie erfordern Balance und daher (mentale) Kraft.
Bauchgefühle – Kommunikation?
Die Einschätzung der Absichten, gerade in der Online-Welt, ist schwieriger geworden: dort kann man sich nicht mehr an den non-verbalen Kommunikation-Signalen verlassen, die die Mehrheit der Kommunikation ausmacht und auch den verbalen Ausdruck der eigenen Gefühle leidet darunter. Dies wiederum kann unsere «offline»-Welt Kommunikation beeinflussen.
Da wir uns auf Onlineportalen meist nur schriftlich äussern, fehlen Mimik und Gestik. Diese sind aber weit wichtiger in der Deutung. (Siehe auch: Das Gehirn – Körpersprache-Mimik) Einerseits versucht jeder Mensch nach seiner eigenen Logik zu handeln: innerhalb weniger Sekunden schätzen wir ab, ob jemand uns böses oder Gutes tun will. Wer kennt das nicht, es steht ein Gespräch mit dem Chef an und wir überlegen uns vom Vorfeld, was denn da besprochen wird. Wir lassen uns da von Gefühlen und Vorahnungen lenken. Könnte, würde, sollte, beherrschen unser Denken und versuchen uns bereits Antworten auf fiktive Fragen zurecht zu legen. Das löst Stress und negative Gefühle aus, sowie Angst.
Im Buch, Anleitung zum unglücklich sein, von Paul Watzlawick, gibt es die «Hammergeschichte» Die die Macht der negativen Gedanken eindrücklich schildert. Es ist der Teufelskreis der Kommunikation.
Eine Abwärtsspirale der Gefühle und egal was der andere sagt oder tut, oft sehen wir unsere «Vorahnungen» bestätigt. Wir geben ihm/ihr nicht mal die Chance «anders» zu reagieren. Es scheint, als würde nur unsere Wirklichkeit und Wahrnehmung existieren und richtig sein, sodass die zwischenmenschliche Beziehung darunter leidet.
Selbstreflexion
Der Teufelskreis muss unterbrochen werden: Negative Worte erzeugen negative Reaktionen und bringt den anderen dazu sich zu verteidigen. Unsere Reaktion darauf? Verteidigung. (mehr in mein Buch: Kapitel 2.3 In den Teufelskreis der Emotionen)
Manchmal setzen wir bösartige Absichten voraus aber in der Wirklichkeit tun wir nichts anders als unsere negativen Emotionen zu projizieren. Das Gespräch wird auf das hinauslaufen, dass ich nicht offen bin. Nicht zuhöre und mir, während der andere spricht, mir bereits eine Antwort überlege – Ergo nicht zuhöre. Ich warte nur darauf, dass mein Gegenüber das sagt was ich erwarte, um mich in meinem negativdenken zu bestätigen. So kann Kommunikation nicht funktionieren.
Heraklit von Ephesos sagte: «Allen Menschen ist zuteil, sich selbst zu erkennen und verständig zu denken.» (Wikipedia)
Aktives Zuhören
Zuhören beginnt mit Fragen stellen, bzw. unseren eigenen Gedanken, Überzeugungen hinterfragen. Selbsterkennung ist nur durch Selbstreflexion möglich: Warum denke ich…? Warum reagiere ich so? Warum habe ich gerade diese Gefühle in mir?
Aktives Zuhören (Vier Ohrenmodell von Schulz von Thun) sollte verinnerlicht werden.
Die Zeit ist unser Verbündeter: man kann immer innehalten und sich Zeit nehmen. Man sollte/muss nicht sofort reagieren. Man sollte/muss nicht sofort eine Antwort geben.
Indem wir eine positive Umgebung durch unsere Einstellung und Kommunikation erschaffen, geben wir die positive Umgebung an unseren Mitmenschen weiter, in der er sich nicht (von uns) bedroht fühlt.
In einer Beziehung sollten wir den Mut haben ehrlich zu sein. Das macht uns aber auch verletzlich und angreifbar. Wir sollten die Fähigkeit haben/ entwickeln, uns Selbst unserem Partner zu öffnen, da wir uns in dieser Beziehung sicher fühlen wollen. Genau zu unserem Partner, sollten wir ehrlich sein. ZU WEM DENN SONST? Genau aus diesem Grund haben wir doch eine Beziehung. Um uns zuhause zu fühlen und uns nicht zu verstellen. Einfach so zu sein, wie wir sind.
Das ist die Magie einer tiefen, innigen und langen, intensiven Beziehung.
Arbeiten wir daran.
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