Es vergeht keine Woche in unserem Leben, in der wir keine Kritik an uns hören. Natürlich ist es vielleicht nicht als Kritik gemeint, sondern als Meinung, aber manchmal sind wir trotzdem schockiert und fragen uns, warum die Person das gesagt hat und wie sie es damals gedacht hat.
Oft stehen wir nur da und starren und fühlen uns hilflos. Besonders in einer Gesellschaft, in der die „ungeschriebenen” „Büroregeln“ für einen höflichen, freundlichen, lächelnden Umgang miteinander strikt „festgelegt“, sozusagen „in Stein gemeißelt“ sind, in der wir nicht (auch nicht beiläufig) vor (oder hinter) der Person unsere Meinung über sie oder die Arbeit sagen.
Mit Frust umgehen
Und das führt zu einer enormen Frustration beim Zuhörer, denn 1. fühlt er sich entweder von sich selbst oder seiner Arbeit kritisiert 2. kann er es niemandem sagen und er nimmt es dann mit nach Hause. Im besten Fall lebt er allein und zerbricht höchstens ein paar Teller, im schlimmsten Fall ist ein(e) Partner:in da, vielleicht sogar noch ein Kind. Es gibt zwar jede Menge Ratschläge, wie man NICHT frustriert sein sollte und wie man es (nicht) schafft, aber seien wir mal ehrlich: Wenn man auf 180° ist, also auf Hochtouren, sind das nicht die Dinge, die einem in den Sinn kommen. Zumindest bei mir NICHT.
Ein Beispiel: Das Kind kam frustriert aus dem Skilager zurück. Sein Mund war wund und er war gehänselt worden. Das erste, was es sagt, ist, dass es den anderen ins Gesicht schlagen möchte. Und zwar allen. Die Wut, der Zorn, war noch in seiner kleinen Seele. In solchen fällen können wir mit NIEMANDEM mit gesundem Menschenverstand reden, weil die emotionale Ladung so stark ist, dass man sich nur auf das konzentriert, was in einem vorgeht. Als Erwachsene funktionieren wir nicht anders. (Siehe: Deeskalation)
Zuhören ist die beste Antwort
Wir haben eines getan: Wir haben zugehört, wir haben die Wahrheit gesagt, wo die Wahrheit gesagt werden konnte, und wir haben alles herausgelassen, was herauskommen musste. Erst DANACH konnten wir mit ihm reden, und erst dann war er in der Lage, uns zuzuhören und uns zu verstehen (kurz gesagt: Ärger, Wut, Angst sind verständliche Gefühle, die Lösung ist nicht, jeden zu schlagen, egal wie sehr man das möchte).
Viele Menschen machen den Fehler, die andere Person zu beruhigen: „Ach, nimm es doch nicht so ernst, du weißt doch, wie er/sie ist!“ Andere versuchen, die Person zu trösten, indem sie sagen: „Das geht vorbei“ (es geht NICHT vorbei) … das ist, als würde man einem wütenden Stier Kamillentee geben, damit er sich hinsetzt und beruhigt (zur Info: er wird sich NICHT hinsetzen und beruhigen).
Es ist nicht die Schuld unseres Partners/unserer Partnerin, wenn wir wütend und angespannt sind. Deshalb sollten wir nicht alles in sie hineinschütten, was wir haben. Es ist besser, sich an einem abgeschiedenen Ort zu beruhigen, als sich zu Hause mit Tellern zu bewerfen. Vielleicht hatte er/sie auch einen angespannten Tag: Da greifen sich zwei angespannte Menschen an? So entsteht Streit (mehr darüber im GeoWissen: Wie richtiges Streiten die Beziehung rettet)
Bei sich selbst bleiben
Nur wenn wir alleine sind, unsere Gedanken sammeln und unsere Atmung kontrollieren können, kann sich unser Inneres beruhigen. Erst dann können wir uns der anderen Person zuwenden und ihr erzählen, was mit uns geschehen ist. Nur wenn wir uns beruhigt haben, können wir Entscheidungen darüber treffen, was wir tun wollen und wie wir unsere nächsten Schritte planen.
Unausgesprochene Worte und ungelöste Konflikte führen nur zu weiteren Konflikten am Arbeitsplatz oder zuhause. Deshalb sollten wir nicht nur (denn Höflichkeit und eine freundliche Atmosphäre am Arbeitsplatz oder zuhause, haben auch ihre Vorteile) die „ungeschriebenen Büroregeln“ respektieren, sondern auch für uns selbst eintreten und unsere Grenzen aufzeigen, wer wie weit gehen kann. Wenn wir das nicht tun, werden unser Selbstwertgefühl und unser Selbstbewusstsein leiden.
Und das ist es nicht wert: oder doch?
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