Peitsche, Schläge, Unterwerfung: BDSM klingt erstmal krass. Menschen, die in dieser Szene unterwegs ist, riskieren, schief angeschaut oder verstoßen zu werden. Ja, es gibt Gefahren und Vorurteile – aber trotzdem findet eine Vielzahl an Menschen Gefallen an der Welt der Macht und Dominanz (mehr dazu findest du in mein Buch).
Da fragte ich neulich eine Arbeitskollegin, ob sie Fifty Shades of Grey schon gelesen oder gesehen habe. Nein! Das ist nicht mein Ding, meinte sie, und da kam mir dieser Gedanke…. Warum nur gab, gibt es so einen Hype um diesen Film/ Buch? Warum ist das Buch auf der Bestsellerliste und der Film in den Charts, wenn ihn doch keiner gesehen oder das Buch gelesen hat? Also auf in den Sexshop und siehe da, ganze Präsentationstische, voll mit Spielzeug und angeschrieben mit Fifty Shades of Grey und dieser Text darunter.
Nach und nach übernimmt Christian die Kontrolle über Anas Gefühlswelt. Als sie ihn näher kennenlernt, erfährt sie, dass seine sexuellen Neigungen Bondage, Dominanz und Sadismus beinhalten und….
Das machte mich neugierig. Was für eine Welt. Was für ein Gedanke. Also dachte ich mir, dass es Spass machen würde, mich mit einem Dom zusammenzusetzen, um euch allen einen Einblick in die Dominanz in einem rohen und ungefilterten Format zu geben. Dieses Interview ermöglicht uns einen anderen Blickwinkel auf das Leben eines Menschen in unserer so genannten dunklen Welt…
Ein Dom, über 180 cm gross, mit schwarzen, kurzen Haaren. Nirgendwo ein Piercing oder Tattoos auf seinem Körper. Ein Antialkoholiker, der 3-6-mal die Woche trainieren geht. Er studierte Jura und lebt mit seiner Katze zu Hause, als Single. Ein Rock- und Kunstliebhaber, der seit mehr als 20 Jahren als Dom unterwegs ist. Sein Name ist: Dom Caregiver.
– Wie alt bist du? Bist du verheiratet / getrennt / alleinstehend?
Ich bin 46, ledig und Single, war nie verheiratet und werde auch nie heiraten, habe auch keine Kinder, möchte auch keine.
– Wann und wie hast du entdeckt, dass du Interesse an BDSM hast?
Ich hatte es schon immer in mir und habe schon als Kind meine Spielkameraden bei Cowboy- und Indianerspielen gerne gefesselt. Natürlich konnte ich es damals noch nicht einordnen. Mit 19 war ich auf einer Gothic-party und habe dort Leute aus der BDSM-szene kennengelernt. Diese haben mich auf eine BDSM-party eingeladen. Ich bin hingegangen, habe festgestellt, dass es viele gleichgesinnte gibt und dass das genau mein Ding ist. Kurz darauf hatte ich meine erste Sub.
– Warst du schon in deiner Sub verliebt?
Bisher war ich noch nie in eine meiner Subs verliebt. Ich würde aber nicht ausschließen, dass es mal passieren kann. Bisher hat es sich eben nie ergeben. Meine Sub weiss natürlich darüber Bescheid, dass es sich nur um Sessions handelt.
– Sind bei dir Beziehung und BDSM Spiele getrennt oder hast du alles bei einer Partnerin gefunden?
Ja, ich trenne die Sessions von meinem Privatleben.
– Gibt es jemand in deiner Umgebung, der über deine Vorliebe an BDSM Bescheid weiß?
Gute Freunde von mir wissen auch darüber Bescheid, dass ich BDSM in Form von Sessions auslebe.
– Ist deine Dominanz auch auf andere Weise Teil deiner Persönlichkeit, z. B. in deinem Arbeitsleben oder in Freundschaften?
Im Arbeitsleben und in Freundschaften kommt meine Dominanz nicht zum Tragen. Ich bin in allen Bereichen des Alltags für Gleichberechtigung.
– Könntest du je vorstellen in einer Beziehung, mit deiner Freundin, die BDSM Spiele zu verwirklichen oder möchtest du lieber strickt die beiden Welten trennen?
Ich bin Single aus Überzeugung und will es auch bleiben. Ich führe nur lockere Spielbeziehungen. Das sage ich meiner jeweiligen Sub vorher auch klar und deutlich.
– Dominant zu sein, wird dank der falschen Darstellung in der Popkultur, manchmal als missbräuchliches Verhalten angesehen. Dinge wie die Kontrolle darüber, was jemand anderes trägt, oder das Bestehen darauf, dass man auf eine bestimmte Art und Weise angesprochen wird. Kannst du die tatsächlichen Unterschiede und die Bedeutung der Zustimmung in einem Dom/Sub-Beziehung näher erläutern?
An Sex habe ich keinerlei Interesse. Ich habe auch im Zusammenhang mit BDSM keinen Sex. Ich ziehe meine Befriedigung aus reinen BDSM-Praktiken. Dinge wie Kleiderordnung und Anreden finde ich albern. Das ist „old school“ BDSM. Ich praktiziere modernen BDSM: dabei spricht man sich ganz normal beim Vornamen an und die Sub trägt, was immer sie mag.
– Was bedeutet für dich SSC? Betrachtest du es als Voraussetzung vor einer BDSM Session?
(Bei BDSM herrschen klare Spielregeln und der Grundsatz lautet: »safe, sane and consensual« ) (abgekürzt SSC, zu Deutsch »sicher, gesund und einvernehmlich« – siehe mein Buch).
Theoretisch bin ich für ssc, aber praktisch ist für mich „sane“ das einzig Wichtige.
– Worauf sollte eine Frau achten, wenn sie in die BDSM-Welt eintauchen möchte?
Es kommt darauf an, in welcher rolle eine frau in die BDSM-welt eintauchen möchte. Für einen Dom ist der Einstieg sicher einfacher als für eine Sub.
– Was macht einen guten Dominanten aus?
Einen guten Dom macht, meiner Meinung nach, eine gute Menschenkenntnis aus.
– Hast du besondere Wünsche auf denen du stehst?
Meine Vorlieben sind japanische Bondage, Spanking, Bastonade und Atem Reduktion.
– Als Dom hast du ein gewisses Maß an Kontrolle über deinen unterwürfigen Partner. Welche Art von Regeln hast du oder bevorzugst du?
Ich gebe meiner Sub nie irgendwelche regeln, daher kann ich dir auch keine nennen.
– Was sind deine harte Limite und was waren die harte Limite von den Subs, die du begegnet hast?
Harte Limite sind sowohl bei mir, als auch bei meinen Subs: alles, was zu brutal ist, und alles, was zu unhygienisch ist
– Wie hast du deinen Untergebenen für einen Regelverstoß bestraft?
Ich züchtige nicht aufgrund von Regelverstössen, sondern völlig grundlos aus reiner Lust am züchtigen
– Wie sieht bei dir die Nachsorge aus?
Nachsorge besteht aus Streicheleinheiten und Zärtlichkeiten.
Ich weiß, dass dieser Beitrag ein bisschen lang war, aber ich hoffe, dass er einen Mehrwert und eine Perspektive bietet, und ich bin Dom Caregiver so dankbar, dass er sich die Zeit genommen hat um meinen Fragen zu beantworten. Wenn ihr Fragen an ihm habt, die ihr gerne gestellt hättet, dann schreibt mir ein E-Mail und wir werden die Fragen beantworten.
In diesem Sinn…… eure Lisa
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