Sie ist stark, selbstbewusst, 45 Jahre alt (sieht jünger aus) hat zwei Kinder, ein Haus, Ehemann und einen Hund. Im Business ist sie erfolgreich: lebte in verschiedenen Ländern, führte diverse Teams und ist auf der Karriereleiter hochgeklettert. Aber sie stellt sich infrage, jeden Tag aufs Neue. Komplimente huschen an ihr vorbei: teilweise ganz bewusst ignoriert oder mit einer Schablonenantwort «Ja, aber…» erledigt.
Warum stellen sich Frauen/ Männer immer wieder infrage und wie könnte man es (auf) lösen?
Seien wir mal ehrlich: Männer haben keine Mühe «sich gut zu präsentieren» und sie tun es oft auf «hervorragende Weise» (oder nicht), mal verschönern sie ein-zwei Tatsachen (wenn es nötig ist, natürlich) … Als junge Männer werden sie schon darauf «trainiert», sich in ihrem Kameradenkreis zu behaupten, nach dem Prinzip: «Herrsche oder gehe unter» und ihre Meinung laut zu sagen. Mädchen dagegen sollten zurückhaltend sein, brav und sich gut benehmen, ganz zu schweigen von den guten Noten, mit der Bemerkung: «Sonst wird nichts aus deinem Leben, mein Mädchen!» Oft werden sie «ermutigt» ihre Meinung zurückzuhalten und darauf aufzupassen, wie sie etwas sagen: stets nett und freundlich, sowie auf die Auswirkungen des gesagten Wortes achtend (darüber mehr in meinem Buch – Wie Jungen und Mädchen erzogen werden).
Was man heutzutage sieht, sind oft die Auswirkungen dieses Erziehungsstils: Frauen haben oft Mühe nach vorne zu treten, Komplimente entgegenzunehmen (Ok, es gibt immer Ausnahmen!), ganz zu schweigen, oder gar, zu geniessen! Uns Frauen sagt man immer wieder: «Glaube nicht, dass die positiven Feedbacks wahr sind». Die eigene Wahrnehmung ist nichts anderes als unsere eigene Realität – und sie ist sehr subjektiv. Wie ich mich wahrnehme ist nicht das gleiche, wie die Anderen mich wahrnehmen. Die Eigen- und Fremdwahrnehmungen können sehr unterschiedlich sein: Selbstbild und Fremdbild: Zwei Seiten einer Medaille
Um die Kluft dazwischen zu vermindern können die Wahrnehmungen, durch das Johari-Fenster (oder Johari-Gitter), nebeneinandergestellt werden. Dies kann zu besserer Selbstkenntnis führen, indem man seine Reaktionen und sein Verhalten besser wahrnimmt (und nach dem «Warum?» fragt) dies führt zur besserer Kommunikation. Eine detaillierte Beschreibung findest du hier: Persönlichkeitsentwicklung – Johari Fenster Zu starten und ausprobieren (Englisch): Hier
Warum also immer wieder diese Selbstzweifel?
Hoch engagiert zu studieren und hart zu arbeiten gehören oft zu den Eigenschaften, die eine (Karriere)-Frau in ihr Leben integriert hat. Sie geben ihr Selbstwertgefühl – aber es hält nicht lange und sie muss es immer wieder aufbauen oder verstärken. Der Teufelskreis fängt von vorne an. Per se ist nichts Schlechtes darin, zu sehen, wenn jemand hart studiert oder arbeitet. Die Frage ist immer, wie man mit Erfolg, oder besser gesagt, mit positiven Gefühlen umgeht: stösst man sie ab mit einem «Ja, aber» oder akzeptiert man sie mit einem «Danke, ich freue mich auch!»?
Wenn man die positiven Erlebnisse nicht in seinem Leben zulässt, dann integrieren sie sich auch nicht in unsere Lebenserfahrung: wir lernen nicht den Umgang damit, dafür manifestiert sich in uns die «automatische» Ablehnungen. Automatisierte Reaktionen können verändert werden, indem man neue Verknüpfungen schafft und dadurch die «Alten» überschreibt. Immer wieder Danke sagen auf ein Kompliment und dadurch die positiven Gefühlen zulassen, ist nur eine Methode. Meine (selbst)Wahrnehmung durch das Johari-Fenster zu «korrigieren», könnte die andere sein…
Warum nicht gleich ausprobieren, wenn jemand uns das nächste Mal ein Kompliment macht? Es lohnt sich mehr Sonne in unser Leben hereinzulassen 😊
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