Wahrnehmung, Wirkung und Wunsch
Wir wünschen uns gewaltfrei zu kommunizieren, also: immer lässig, ruhig und gut durchgedacht zu reagieren. Unser Wunschdenken zu verwirklichen wird schwer und dabei stossen wir oft auf unseren Grenzen, wenn wir in einer konkreten Situation z. B. Ärger, Angst oder Demütigung erleben – oder uns verletzt fühlen.
Wahrnehmung des Menschen
Mit Worten können wir Verletzungen verursachen, die teilweise länger heilen als, wenn man handgreiflich wird. Und wir merken es manchmal nicht, wenn wir den Tonfall verändern, die Körpersprache «wechseln». Unsere Wahrnehmung oft weicht davon ab, wie unsere Mitmenschen uns erleben.
Wenn wir uns selbst oder anderen Schaden zufügen, dann könnten wir dies auch als gewalttätig bezeichnen. Wenn wir unser Wille durchsetzen wollen, ohne Rücksicht auf die andere Person, sei sie durch Angst, Wut oder Frustration ausgelöst, schaden wir uns und die andere. Manchmal dienen gewalttätige Handlungen und Worte die Vergeltung, Kontrolle oder Einschüchterung.
Das Verhalten reflektieren, spiegeln in der Beziehung
Stimmen (ein Muster negativen Gedanken) oder unsere Gedanken verraten uns, wie wir uns gerade fühlen: «Die haben es auf dich abgesehen. Traue ihnen nicht», «Sie nehmen dich nicht ernst», «Du bist so viel besser als sie. Wie können die es wagen, so mit dir zu reden!».
Die negativen Gedanken sind oft mit negativen Gefühlen gepaart. Sie wahrzunehmen ist ein «muss»: nur durch Selbstreflexion können wir «Stopp!» sagen und Halt bieten. In solchen Situationen aus dem Bauch heraus zu agieren ist zerstörerisch. Die erste Reaktion kann durch eine zweite, besser durchdachte, überschrieben werden. Dazu müssen wir aber wissen, wie unsere erste Reaktion aussieht.
«Körper und Geist lassen sich nicht voneinander trennen, ebenso wenig Emotionen von rationalem Denken. Jede Erfahrung in unserem Leben wird von Emotionen begleitet und verknüpft, sie werden sofort »aktiviert«, wenn wir uns in einer ähnlichen Situation wiederfinden. Unser Emotionsgedächtnis wird wach und wir reagieren nach unserem Bauchgefühl» (mein Buch: Kapitel. 1.1)
(Möchtest du mehr zum Thema lesen: The Inner Voices Behind Violent Behavior)
Verhalten zu verändern braucht Zeit
Wollen wir unser Verhalten ändern und anders reagieren? Wenn die Antwort ist Ja, der erste Schritt ist getan. Wir alle wissen, dass Veränderungen Zeit brauchen. Manchmal haben wir mehr, andermal fast gar keine Motivation uns zu ändern: dies kann nicht nur Situationsbedingt sein, sondern auch von den Umständen oder Belastung abhängen, an denen wir gerade, in diesem Moment, wo wir darüber nachdenken, ausgesetzt sind. Unsere Absichten und Motivationen schwanken, bleiben nie konstant: die macht uns menschlich, verletzlich. Was uns helfen kann, sind unsere Erfahrungen: Was haben wir früher unternommen, um eine schwierige Situation zu meistern? Was hat uns damals dazu geführt, unser Verhalten in einer gewissen Situation zu ändern? Jeder Mensch ist anders und demgemäss braucht ganz andere «Stösse» in eine Richtung.
Schritt für Schritt die Änderungen anzugehen ist der Weg: Ein Verhaltensmuster hat sich im Laufen der Jahre entwickelt. Es ist nicht nur unlogisch, sondern auch unrealistisch zu erwarten, dass wir «ab morgen alles anders machen».
Liebe Leser, habt Geduld mit dir selbst 😊
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