Wir denken oft, wie einfach es ist, zu kommunizieren. Wir stellen uns einfach vor die andere Person und sagen, was uns auf dem Herzen liegt. Aber die Realität sieht anders aus: Wir sind mit uns selbst beschäftigt, schmollen auf dem Sofa oder gehen einkaufen und kaufen Dinge, die wir eigentlich nicht brauchen.
Hinter der Maske sich zu verstecken
Es gibt viele Gründe, warum wir uns nicht öffnen können: alte Wunden, die noch nicht verheilt sind, emotionale Hochs und Tiefs, die sich minütlich ändern, oder einfach die Angst, nicht ernst genommen und abgelehnt zu werden. Diese sind uns oft nicht bewusst, sie kommen und gehen einfach in Form von Gedanken oder Bildern, Träumen.
Anlässlich eines Festes oder eines Besuchs haben wir das Bedürfnis, eine Rolle zu spielen und uns zu maskieren, um Teil der (familiären) „Einheit“ zu sein. Aber können wir solche Situationen, in der es (vielleicht schon seit Jahren) keine Einheit mehr gibt, wirklich als einheitlich bezeichnen? Das erfordert natürlich viel mehr Energie, weil wir unsere Gefühle unter den Teppich kehren wollen und gleichzeitig eine Maske in den Händen halten. Mit einer Hand die Maske halten und mit der anderen das Familienhuhn essen… Kein Wunder, dass wir abends so müde nach Hause kommen, als hätten wir gerade einen Sitzungsmarathon hinter uns. Haben wir das nötig? Natürlich nicht, sagt uns unser Herz, aber unser Verstand redet uns ein, dass wir das einmal im Jahr durchstehen werden. Natürlich werden wir es schaffen – aber zu welchem Preis…?
Treibstoffe der Kommunikation
Was können wir tun? Niemand verschwendet gerne Energie, und wir bewahren sie, so oft wir können. In vielen Fällen kann eine festgefahrene Kommunikation wieder in Gang gebracht werden: Es ist eine Frage des Treibstoffs, den wir verwenden. Wenn wir uns von Wut, Verletzung oder der Angst, angegriffen zu werden, leiten lassen, geraten wir unweigerlich in eine Sackgasse. Was wäre, wenn wir mit Selbstreflexion beginnen?
Gnothi Seauton – Erkenne dich selbst
„Erkenne dich selbst“ – das sagen wir nicht ohne Grund schon seit Jahrhunderten, aber es scheint immer noch nicht so in uns verwurzelt zu sein, wie es sein sollte. Erkennen setzt voraus, dass wir uns unserer Gefühle, unserer Motivationen bewusst werden wollen. Es gibt kein Wunderrezept, um dies sofort zu erreichen. Wie eine Zwiebel können wir die Schale unserer Enttäuschungen, unserer Wut, unserer Ängste abziehen, um zum Kern, zum „Warum?” zu gelangen. Und wir weinen dabei, denn das Aufreißen der Wunden tut weh. Aber ohne Risse gibt es keine Heilung und ohne sie können wir nicht einmal eine Wundsalbe darauf auflegen, um sie zu heilen. Unsere Heilung ist nie von den anderen abhängig, sie liegt immer bei uns selbst. Und wenn wir sehen, wenn wir glauben, die Gründe zu sehen, sollten wir uns zuerst selbst vergeben. Denn jeder macht im Leben Fehler, ohne die es kein Lernen gibt. Denn Perfektion schließt das Konzept des Lernens aus.
Mit der Zeit werden die Wunden heilen und wir werden fähig sein, zu vergeben. Für uns selbst, für andere. Nur durch Selbsterkenntnis können wir unsere Kommunikation bewusst in die richtige Richtung lenken und eine Form der Kommunikation aufbauen, die frei ist von Schuldzuweisungen, Ärger und dem Unter-den-Teppich-Kehren. Denn wenn wir etwas verheimlichen, kommt es früher oder später heraus und wird bemerkt. Und dann sind wir nicht mehr authentisch, wir sind nicht mehr wir selbst (mehr dazu: Bewusste Gefühle)
Kommunikation als Brücke
Kommunikation ist immer eine Brücke zwischen zwei Menschen und meine Seite wird immer meine Verantwortung bleiben. Sie kann so gestaltet werden, dass sie stabil ist, indem man ihr grundlegenden Respekt entgegenbringt. Respekt vor den Meinungen und Gefühlen des anderen. Auch wenn er nicht erwidert wird, denn man kann von niemandem erwarten, dass er uns versteht oder denselben Standpunkt vertritt. Es liegt immer an der anderen Person zu entscheiden, wie viel sie von uns verstehen und was sie akzeptieren will. Und darum können wir die andere bitten (direkt oder indirekt), aber niemals erwarten (siehe mein Buch: Ich rede mit dir!)
Was wir sagen möchten, könnten wir sachlich und nicht gefühlsbetont formulieren… Es ist möglich, ohne Maske in Beziehung zu treten, ohne uns dabei selbst aufzugeben – ohne unseren Gefühlen und Meinungen zu verbiegen. Und je mehr wir dies üben, desto besser werden wir uns fühlen. Der Weg dorthin kann lang oder kurz sein: Jeder muss für sich selbst entscheiden, welchen Weg er wählt.
Aber es lohnt sich.
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